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Seminar: „Die Dialogphilosophie des polnischen Priesters und Philosophen Jozef Tischner“

24. Juni 2016 @ 17:00 - 25. Juni 2016 @ 17:00

Keine Seminargebühren

Zum Inhalt:

Nach Leszek Kolakowski wird die Seminarreihe über diejenigen, die geistigen Einfluss auf die ostmitteleuropäischen Dissidenten ausübten, mit dem Priester und Philosophen Jozef Tischner, fortgesetzt. Tischner war einer der wichtigsten polnischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts; und dennoch ist sein philosophisches Werk in Westeuropa kaum bekannt. In deutscher Sprache sind bisher vier Bücher veröffentlicht, so z.B. die beiden Teile seines philosophischen Hauptwerkes „Das menschliche Drama“ (1989) und „Der Streit um die Existenz des Menschen“ (1998). In diesen Büchern entwickelte Tischner die Grundzüge seiner Dialogphilosophie u.a. auch als Reaktion auf die Zerstörung der Menschlichkeit durch die totalitären Regime des 20. Jahrhunderts.

Tischner wurde 1931 in eine goralische Lehrerfamilie hineingeboren und wuchs in Lopuszna, einem Dorf im südpolnischen Tatravorland auf. Mit dem Wunsch Priester zu werden, trat Tischner 1950 in das Päpstliche Seminar in Krakau ein, wo er in seinem letzten Studienjahr auch eine Vorlesung über Sozialethik bei Dr. Karol Wojtyla hörte. In dieser Zeit sah sich die Katholische Kirche großen staatlichen Repressalien ausgesetzt, deren herausragendstes Ereignis wohl in der Arrestierung ihres Primas Kardinal Wyszynski im September 1953 bestand. Zwei Jahre später wurde Tischner zum Priester geweiht.

Sein Entschluss, sich der Wissenschaft zu widmen, führte ihn zu einem zweijährigen Studium an die Theologische Fakultät in Warschau. 1963 promovierte er bei Roman Ingarden zum Thema „Das transzendentale Ich in Edmund Husserls Philosophie“, der 1974 die Habilitation folgte. Es schlossen sich Lehrtätigkeiten an der Hochschule für Theaterwissenschaften, der Päpstlichen  Akademie und an der Jagiellonischen Universität in Krakau an.

In zahlreichen Schriften hatte Tischner ab den 1970er Jahren die soziale und politische Situation in Polen aus religiöser und philosophischer Perspektive untersucht. Seit seiner prominenten Predigt für die Anhänger der Solidarnosc- Bewegung am 19. Oktober 1980 auf dem Krakauer Wawel avancierte Tischner zum inoffiziellen Priester der Gewerkschaft. In dieser Predigt, die er in einer mehrwöchigen Reihe in der katholischen Wochenzeitschrift „Tygodnik Powszechny“ vertiefte, füllte er den Begriff „Solidarnosc“ mit Inhalt. Das Buch „Die Ethik der Solidarität“ (1982), in dem diese Aufsätze gesammelt erschienen, wurde zum Symbol für die gesamte Bewegung.

1981 gründete er in Wien zusammen mit Krzystof Michalski das „Institut für die  Wissenschaft vom Menschen“, das u.a. regelmäßige Treffen einer Gruppe von Intellektuellen mit Johannes PaulII. in Castel Gandolfo organisierte.

Im Jahr 2000 ist Jozef Tischner gestorben.

Referent: Wolfram Tschiche (Theologe, Philosoph, Badingen OT Klinke)

Das Seminar wurde gefördert vom Sächsischen Landebeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR.

 

Details

Veranstaltungsort

Veranstalter

  • Umweltbibliothek Großhennersdorf e. V. und Akademie Herrnhut für politische und kulturelle Bildung e. V.
  • Telefon 035873/40503