EKOL - Einrichtung Kultureller Bildung im Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien

Geschichte des Archivs der Umweltbibliothek

Das Archiv der Umweltbibliothek Großhennersdorf ist eines von drei unabhängigen sächsischen Archiven der Bürgerbewegung, die im „Kernland der Friedlichen Revolution“ Sachsen Anfang der 1990er Jahre aus der Zivil­gesellschaft heraus gegrün­det wurden.

Nachgestellte originale Umweltbibliothek in Großhennersdorf

1987 entstanden aus oppositionellen Zusammenhängen und 1990 als Verein fortge­führt, sieht sich die Umweltbibliothek Großhennersdorf mit ihrem Archiv dem Erbe der Friedlichen Revolution und ihrer Vorgeschichte in der Oberlausitz verpflichtet. Als eine von 1990 ca. 30 Umweltbibliotheken verfolgte sie das Ziel, gesellschaftlich notwendige Reformdebatten u. a. zu Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsfragen zu initiieren und Literatur, die zensiert, verboten, schwer zugänglich oder im politischen Untergrund ent­standen war, öffentlich zugänglich zu machen. Das Original der einstigen Umweltbibliothek in Großhennersdorf (siehe Abb. links) befindet sich an unserem zweiten Standort im Speicher Großhennersdorf.

Seit der Gründung organisierten die Mitarbeiter der UB auf konspirative Art und mit Hilfe regelmäßiger Kurierfahrten, vornehmlich nach Leipzig, Berlin, aber auch zu ande­ren vorrevolutionären Oppositionszentren, den Transfer des jeweiligen und aktu­ellen Schrifttums (z. B. Samisdate, Tamisdate, Flugschriften z. B des mitbegründeten grünökologischen Netzwerkes „Arche“) nach Großhennersdorf, um diese Informationen und das entsprechende Material Oberlausitzer Friedens-, Umwelt und Menschenrechts­gruppen sowie Einzelaktivisten zur Verfügung zu stellen. Zudem wurden eigene Samisdate herausgegeben (z. B. „Lausitzbotin“). In dieser Zeit wurden von allen diesen Schriften auch eigene Bestände archiviert und bildeten den Grundstock des Archivs der Umweltbibliothek.

Neben dem 1994 in der Folge des Sächsischen Kulturraumgesetzes formulierten Auftrags, eine Spezialbibliothek zu führen, verstand sich die Umweltbibliothek im Zusammen­hang mit einer sozial­päda­gogisch orientierten Professionalisierung andererseits als politisch-kulturelle Ver­mitt­lungsinstanz.

Auf diesen Grundlagen begann die Archivarbeit 1998 mit fachlicher Unter­stützung der Bundesstiftung Aufarbeitung und des Berliner Matthias-Domaschk-Archivs sowie mit finanzieller Unter­stützung durch das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Sachsen und des Sächsischen Landes­beauf­trag­ten für die Unterlagen des Staats­sicher­heits­­dienstes der ehemaligen DDR.

Doch erst mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Errichtung der Stiftung Sächsische Gedenk­stätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft am 22.04.2002 erhielt die Umweltbibliothek über eine Projekt­förderung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten im Sinne einer Grundsicherung die Möglichkeit und den formu­lierten Auftrag, eines von drei überregionalen Archiven der Bürgerbewegung im Freistaat Sachsen zu führen. Wesent­liche Grundlage des Handelns als Archiv sowie in der Aufarbeitung/Vermitt­lung bildet dabei die Präambel des der Förderung zugrunde­liegenden novellierten Gedenk­stätten­gesetzes (2012), das eine europäische Dimension demo­kratischer Erinnerungs­kultur betont. So gehört der Blick zu den öst­lichen Nach­barn und eine ent­spre­chende Kontextua­lisie­rung von Beginn an zu den besonderen Tätigkeits­schwer­punkten der Umweltbibliothek und hat seit der EU-Ost­erwei­terung einen noch höheren Stellen­wert erhalten.

Heute umfasst das Archiv innerhalb der Umweltbibliothek als „Einrichtung kultureller Bildung in der Oberlausitz“ (EKOL) einen von drei Arbeitsbereichen und erfährt im Zuge der Zusammenarbeit im „Arbeitskreis der Archive zu Opposition und Widerstand in Sachsen“ eine fortschreitende Professionalisierung.