EKOL - Einrichtung Kultureller Bildung im Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien

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Kompetenzzentrum Osteuropa

Das Kompetenzzentrum Osteuropa zielt auf ein historisch-politisch-kulturelles Verständnis der unmittelbaren Nachbarn und angrenzenden östlichen Räume der Oberlausitz, sprich: Ostmittel- und Osteuropa. EKOL sieht das als eine Vorbedingung für Beziehungen, die auf gegenseitigen Respekt und Vertrauen basieren. Die Oberlausitz ist die Region, die die dafür notwendigen Kompetenzen und Ressourcen, auch im Sinne eines Europa der Regionen innerhalb eines größeren Zusammenhanges bereithält. Hier leben Deutsche und Sorben, dort Nachbarn, die Letzteren nicht fremder sind, als hier den Deutschen. Kulturvergleich ist hier nicht nur nötig, sondern kann auch erfolgreich sein. Kulturelle Identitäten können hier tatsächlich mit der Stärkung der integrativen Potentiale wachsen.

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Archiv Bürgerbewegung

Der Aufbau dieses Archivs begann 1998 mit wesentlicher fachlicher Unterstützung der Bundesstiftung Aufarbeitung, des Berliner Matthias-Domaschk-Archivs und finanzieller Unterstützung durch das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Sachsen, dem Sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Heute ist das Archiv Bürgerbewegung ein Arbeitsbereich der EKOL und zielt insbesondere auf die Vermittlung der Geschichte der Friedlichen Revolution in der Oberlausitz und deren Kontext, als auch nationalsozialistische Verbrechen. Vorrangig über Ausstellungen, Zeitzeugenvermitt-lung und visualisierte Lebenserfahrungen erreicht EKOL Jugendliche in Schulen der Sekundarstufe I und II, Erwachsene sowie Multiplikatoren.

Geistig-kultureller Wissensspeicher

In diesem Arbeitsbereich geht es zunächst rein theoretisch um das Wesen des Menschen, sein Selbstverständnis und dessen Relation zu Gesellschaft und Welt. Thematisiert wird das Problem seiner Unvollkommenheit im Zusammenhang von gesellschaftlichen und globalen Entwicklungen, die seine vollständige Optimierung fordern. Praktisch hat dies hat unsere Lebenswirklichkeit auf vielerlei Weise bereits verändert. Unaufhaltsam drängen weitere, die derzeitigen Vorstellungen übersteigende Veränderungen vor. Das Ziel ist es, Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit der bestehenden Literatur und gesellschaftlichen Debatten zu schaffen und so zu Reflexionen und vielfältigen Auseinandersetzungen anzuregen. Darüber ist es möglich, Themen zum Ausdruck zu bringen, die in der Gesellschaft für wichtig und auseinandersetzungswürdig im Sinne von zukunfts-relevant und existentiell betrachtet werden. Die Oberlausitz ist dafür geeignet, weil sie ein Teil der deutschen und europäischen Gesellschaft ist, der eine reiche Tradition geistiger Auseinandersetzungen mit den jeweils drängenden Zeitfragen besitzt. EKOL wird diese auch über hervorragende Personen recherchieren und nutzbar machen.

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Medien- und Vermittlungszentrum LANDKULTUR: Film. Buch. Foto

Das 2019 in der Umweltbibliothek Großhennersdorf ins Leben gerufene „Medien- und Vermittlungszentrum ländliche Kultur: Film. Buch. Foto“ beschäftigt sich am Beispiel der Lausitzer Region mit aktuellen und historischen Entwicklungen, die den ländlichen Raum und das Leben auf dem Land prägten und prägen. Das Themenspektrum umfasst die Folgen der Industrialisierung auf die bäuerlich-/ländliche Gemeinschaft und die Landwirtschaft ebenso wie die Entwicklung des Handwerks, Transformationen der dörflichen Natur- und Kulturlandschaft, von Kunst, Kultur und Religion durch sich verändernde ideologische, wirtschaftliche oder klimatische Rahmenbedingungen.

Gefördert durch Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

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Neuerscheinung Broschüre „Aufbruch ’89“ in der Oberlausitz

Umweltbibliothek Großhennersdorf e. V. > Aktuell > Archiv Bürgerbewegung > Neuerscheinung Broschüre „Aufbruch ’89“ in der Oberlausitz

„Aufbruch ’89“ in der Oberlausitz – Erste große Veranstaltung des Neuen Forum am 19.10.1989 in drei Zittauer Kirchen
– Eine Zusammentragung von Andreas Schönfelder und Julia Böske –

Diese Broschüre erinnert an den 19. Oktober 1989, den Tag, an dem 10.000 Oberlausitzer in den drei Zittauer Kirchen – St. Johannis, St. Petri und Paul und Mariä Heimsuchung – dem Aufruf „Aufbruch ’89 – Neues Forum“ folgten und damit den Aufbruch in der Oberlausitz hin zu Freiheit und Demokratie wagten.

(Titelbild) Festveranstaltung zum 30. Jubiläum des 19.10.1989 mit der Enthüllung des Denkmals Stern der Freiheit; Personen im Vordergrund v.l.n.r. Michael Herbig, Prof. Peter Dierich, Oberbürgermeister Thomas Zenker, Klaus Zimmermann, Andreas Schönfelder, Thomas Pilz © Rafael Sampedro

Vorwort
Andreas Schönfelder

Wenn ich mich mit zunehmenden Jahren reflektierend erinnere an diesen denkwürdigen 19. Oktober 1989, dann immer weniger intensiv an die unmittelbare Geschichte, an diejenigen, die ihn aktiv vorbereiteten und durchführten. Sie werden natürlich in dieser Publikation gewürdigt und kommen auch zu Wort – wie sollte es anders sein. Darüber hinaus erinnere ich immer eindringlicher den Schein der Kerzen und die würdevolle, gespannte Stille der Vielen. Eine Stille, die nur sie selbst mit ihrem Beifall durchbrachen. In Momenten, wo sie die vorhandene kollektive Furcht endlich schwinden sahen und stattdessen ein befreiendes Gefühl aufkam, war der Applaus besonders ergreifend. Hier hatten die Redner nicht nur einfach den allgemeinen Nerv getroffen, sondern Worte und Sinnzusammenhänge gewählt, die in der Öffentlichkeit zu lange nicht mehr gehört worden waren. Es ging hier um die unverstellte DDR-Wirklichkeit und die dringliche Artikulation von Reformnotwendigkeiten in einem anstehenden gesellschaftlichen Prozess hin zu Freiheit und Demokratie.

Diese 10.000 Menschen, verteilt auf drei Veranstaltungen, schienen beseelt von Gottes Gnade und so getragen von seinem Beistand. Nicht von ungefähr war es zu Beginn der Friedlichen Revolution nur in den Kirchen seiner Gemeinden möglich, sich zu versammeln. Deshalb schienen alle schließlich auch sinnbildlich offen dafür, auch diejenigen mit hineinzunehmen in die Versammlungen, die während der langen Zeit der Diktatur auf so verschiedene Art und Weise aus ihren Leben gerissen worden waren: ermordet, vertrieben, gedemütigt oder verstummt.
Es ist bis heute von den Menschen des 19. Oktober 1989 nicht ein einziges Foto aufgetaucht, weder in Archiven noch infolge öffentlichen Nachfragens. Wir „kennen“, außer den Redebeiträgen und Rednern (einige sind inzwischen nicht mehr unter uns, fast alle vergessen), nur die beschriebene akustische Atmosphäre einer der drei Veranstaltungen. Und dies auch nur aufgrund eines vorausschauend hergestellten Mitschnitts der Veranstaltung. Und wir kennen natürlich den Raum, den inzwischen denkmalgerecht renovierten: Die Kirchsäle von St. Johannis, St. Petri und Paul und St. Mariä Heimsuchung waren sicher sehr lange vorher und wohl auch seitdem nicht mehr so gefüllt.

Da waren und sind sie – die „Namenlosen“ in der Geschichte –, zur richtigen Zeit am richtigen Ort und noch dazu wegen der richtigen Sache. Nach einer nur sehr kurzen Zeit waren sie wieder unsichtbar, die allermeisten bis heute.
Seit diesem und anderen Ereignissen der Friedlichen Revolution hören wir ab und an, mindestens zu den runden Erinnerungstagen, dass die Menschen, die an solchen Veranstaltungen teilnahmen, noch einiges riskiert haben, auch noch nach der denkwürdigen Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989. Ja, das stimmt, und so soll es nun um das Warum gehen.

Wir wissen vieles aus den überlieferten „Operativen Vorgängen“ (OV) der Staatssicherheit oder den sogenannten OPK, den „Operativen Personenkontrollen“. Bei den OV handelte es sich um geheime, konspirative Überwachungs- und Zersetzungsmaßnahmen gegenüber Personen oder Personengruppen, bei denen es sich in Wirklichkeit um schwebende politische Strafprozessverfahren handelte, welche die SED statt der Justiz der Staatssicherheit „anvertraute“. Den Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) kam dabei die Aufgabe zu, die Straftatbestände permanent zu aktualisieren, um jederzeit einen Zugriff zu ermöglichen.
Weniger bekannt ist die sogenannte „Direktive 1/67“, deren Ausarbeitung für einen „Tag X“ die SED dem Mielke-Ministerium auftrug: Fast 86.000 Bürger der ehemaligen DDR, „die in der Vergangenheit negativ aufgefallen sind“ waren „im Spannungsfall oder Verteidigungszustand zur Festnahme, Isolierung bzw. verstärkten operativen Kontrolle und Überwachung vorgesehen.“ (a) Im Rahmen dieses sogenannten „Vorbeugekomplexes“ sollte das gesamte Land mit einem Netz aus Isolierungslagern überzogen werden.

Am 22. Oktober gab SED-Chef Erich Honecker in einem Fernschreiben allen Ersten Sekretären der SED-Bezirksleitung in einem Schreiben grünes Licht für die Umsetzung:
„In der letzten Zeit haben auf verschiedenen Ebenen Aktivitäten unserer Feinde stattgefunden, die darauf gerichtet sind, entsprechend der bundesdeutschen Propaganda konterrevolutionäre Gruppen zu organisieren. Diese Fragen haben wir auf der letzten Beratung mit den 1. Sekretären der Bezirksleitungen besprochen. Es bestand Übereinstimmung, daß diese feindlichen Aktionen im Keime erstickt werden müssen, daß keine Massenbasis dafür zugelassen wird. Da in einigen Kreisen nicht rechtzeitig die politisch-organisatorischen Maßnahmen getroffen wurden, ist es erforderlich, die bisher geleistete Arbeit zu überprüfen. Das betrifft die politisch-ideologische Arbeit und gleichzeitig ist dafür Sorge zu tragen, daß die Organisatoren der konterrevolutionären Tätigkeit isoliert werden.“ (b)

Die ersten Sekretäre der SED-Bezirksleitung gaben diesen Befehl unverzüglich an die ersten Sekretäre der Kreisleitungen weiter. So ordnete beispielsweise der Vorsitzende der Bezirkseinsatzleitung Dresden, der „Reformer“ Hans Modrow, noch am selben Tag an:

„Die Partei- und Staatsführung hat zur gegebenen Lage Stellung genommen und fordert die konsequente Isolierung aller konterrevolutionären Kräfte […]. Die Leiter der Kreisdienststellen des MfS sind beauftragt, Euch in diesem Sinne weitere Informationen zu übermitteln, die in die politische Führung entsprechend einzubeziehen sind.“ (c)

In den Akten der Staatssicherheit tauchten schon über die 80er Jahre hin immer wieder die Worte „Liquidierung“ und „Vernichtung“ auf. Diesen Worten muss man in diesem Zusammenhang durchaus die ernsteste Bedeutung beimessen. Auch in Anbetracht dessen, dass man jeweils „familienweise“ abgeholt hätte. Allerdings gab es zunehmend Hemmungen bei der Umsetzung, zum einen wegen des nicht abgesicherten Beistandes der Roten Armee und Michail Gorbatschows, und nicht zuletzt angesichts der Großdemonstration am 9. Oktober 1989 mit 70.000 Demonstranten in Leipzig.

Noch bis in den Herbst 1989 hinein wurden die aus Anlass der „Direktive 1/67“ angelegten Personenkarteien ständig aktualisiert. Erst am 27.11.1989 wurden die Pläne für einen „Tag X“ endgültig aufgegeben.

Der ehemalige DDR-Bürgerrechtler und Historiker Thomas Auerbach schreibt in seiner bemerkenswerten Studie „Vorbereitung auf den Tag X. Die geplanten Isolierungslager des MfS“:

„Am Ende der jahrzehntelangen Planungen standen der Befehl des jetzt als ‚Amt für Nationale Sicherheit‘ firmierenden Staatssicherheitsdienstes über die Vernichtung sämtlicher Unterlagen zu Kennziffer 4.1. des Vorbeugekomplexes vom 27. November (…) und der zwei Tage später erlassene Befehl Nr. 16/89 des Nationalen Verteidigungsrates, in dem Egon Krenz mit Wirkung vom 30. November 1989 die Einstellung der Tätigkeit der Bezirks- und Kreiseinsatzleitungen anordnete (…).“ (d) Bislang sei angenommen, worden, dass Krenz schon am 24. Oktober sämtliche Befehle Honeckers aufgehoben hätte, was allerdings erst am 1. und 3. November 1989 formell geschah: „Er war allerdings schon in seiner Anordnung vom 24. Oktober von der Einsicht ausgegangen, dass ‚alle Probleme mit politischen Mitteln‘ zu lösen seien. Es gelte, die gesamte Partei in die Offensive zu führen.“ (e)

„Zu der Frage, inwieweit die Bezirkseinsatzleitung – so jedenfalls die jüngsten Presseberichte – sogar Liquidierungspläne durchspielten, wurde bei den Aussagen vor dem Ausschuß jegliche Andeutung vermieden. Die Einlassungen beschränkten sich auf eine Verharmlosung der Begriffsbestimmung des Wortes Liquidierung als ‚Unschädlichmachung im politischen Sinne‘. Dieser Begriff kann aber schon im Hinblick auf die bereits durch die Maßnahmen der Festnahme und Isolierung eingenommenen Bereiche eindeutig nur als physische Vernichtung verstanden werden.“ (f)

Dieser kleine Exkurs richtet sich gegen Erinnerungslücken – nicht nur, aber auch wegen der überwiegend milden Sicht auf das SED-Regime, die sich seit längerer Zeit ungehemmt breit macht.

Mit dieser Publikation, und das sei hier ausdrücklich erwähnt, verbindet sich auch weiterhin der dringende Wunsch der Oberlausitzer, die noch ausstehende Monografie zur Geschichte und Vorgeschichte der Friedlichen Revolution in der Oberlausitz auf den Weg zu bringen. Dies wäre ein nicht gering zu schätzender Schlussstein zur Gesamtgeschichte der Friedlichen Revolution, in Sachsen und in der DDR, zumal Sachsen sich in den letzten Jahren selbst als Kernland der Friedlichen Revolution stilisiert hat. Dies kann nicht ausschließlich als touristische Landmarke gemeint sein, sondern muss auch mit wissenschaftlich-historischen Befunden untersetzt werden, damit auch diejenigen, die Demokratie und Freiheit in der Zukunft gestalten sollen, etwas an die Hand bekommen, was von der dazugehörigen Zivilcourage kündigt und davon, dass diese freiheitlichen und demokratischen Werte und ihre Träger sich immer bewusst sein müssen, dass es sich dabei nicht um Selbstverständlichkeiten handelt. Diese wissenschaftliche Arbeit ist nicht zuletzt notwendig, um an der sogenannten historischen Wahrheit entlang auch im schulischen und außerschulischen Bildungsbereich Vermittlungssicherheit zu erlangen.

Noch unlängst haben sich alle Oberbürgermeister der großen Oberlausitzer Städte und vieler kleinerer Kommunen diesem Ziel schriftlich verpflichtet gezeigt. Insofern ist diese Publikation nicht nur als erster Versuch zu werten, diesem Ereignis in einem zunächst kleinen Rahmen gerecht zu werden, sondern sie ist auch als erneuerter Aufruf und als Bekräftigung dieser Aufgabe zu sehen. Es sollte damit nicht mehr lange damit gezögert werden.

Wir sind es all jenen schuldig, die Freiheit und Demokratie auf eine beispielhaft freundliche Art und Weise erkämpft haben, indem sie unnachgiebig, selbstlos und entschlossen handelten. Dieser Herbst von 1989 gehört ins Fundament unserer Zukunftspläne.


Anmerkungen:

a) Thomas Auerbach: Vorbereitung auf den Tag X. Die geplanten Isolierungslager des MfS. In: Reihe B – Analysen und Berichte Nr 1/95. Hrsg.: Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Abt. Bildung und Forschung, Berlin 1995/2000.
b) Fernschreiben Honeckers (GVS 2/89) an die 1. Sekretäre der Bezirksleitungen der SED vom 22.09.1989; BStU, ZA, DSt 103600, 1 S. (MfS-Zählung).
c) Fernschreiben Modrows an die 1. Sekretäre der Kreisleitungen der SED im Bezirk Dresden vom 22.09.1989. Zitiert nach: Schlussbericht des Sonderausschusses des Sächsischen Landtags zur Untersuchung von Amts- und Machtmissbrauch infolge der SED-Herrschaft vom 20.5.1994; Drucksache 1/4773, S. 41.
d) Auerbach, a.a.O., S. 131
e) Ebenda
f) Schlussbericht des Sonderausschusses zur Untersuchung von Amts- und Machtmissbrauch infolge der SED-Herrschaft vom 20.05.1994: Drucksache 1/4773, S. 36.


Chronik vom Aufbruch ’89 bis zum Mauerfall im Spiegel der Ereignisse um den 19.10.1989 und die Initiativgruppe Neues Forum Oberlausitz (1)

  • ab Mitte 1970er Jahre: Gründung lokal begrenzter, oppositioneller Gruppen mit verlässlichen, teils konspirativen Netzwerken in der Oberlausitz, an denen die Mitglieder der späteren Initiativgruppe Neues Forum beteiligt sind, u.a. „Offener Friedenskreis Großhennersdorf“, Oberlausitzer Friedenskreis, Umweltbibliothek Großhennersdorf, Friedens- und Umweltgruppe Zittau, Redaktionskreis „LausitzbotIn“, Arbeitskreis „Evangelium und Menschenrechte Kittlitz“, „Arbeitskreis für Umwelt und Frieden Hoyerswerda“ sowie Oppositionelle aus Görlitz und Bautzen.
  • Januar 1988: Gründung des Grün-Ökologischen Netzwerks Arche unter Mitwirkung von Andreas Schönfelder.
  • 11. Dezember 1988: in der Großschönauer Kirchgemeinde von Pfarrer Alfred Hempel findet eine Veranstaltung zum Thema „Die Menschenrechte und das biblische Menschenbild“ statt, anlässlich derer Bärbel Bohley zu Gast ist
  • 22. Februar 1989: Die Erstausgabe der Oppositionszeitschrift „LausitzbotIn“ erscheint im Gebiet der gesamten Oberlausitz. Die Verteilung erfolgt über oppositionelle Gruppen in der Region sowie über den Verteiler der Umweltbibliothek bis nach Berlin. Nachdem sich der Zittauer Kirchenvorstand gegen die LausitzbotIn wendet, wird in den Samsidaten „Arche Nova“ des DDR-weiten Grün-Ökologischen Netzwerks Arche und in den „Umweltblättern“ der Umweltbibliothek Berlin davon berichtet.
  • März 1989: Treffen führender Vertreter des Grün-Ökologischen Netzwerks Arche im Pfarrhaus der ev. Kirche Großschönau zu Problemen der Luftreinhaltung organisiert von Andreas Schönfelder und Pfarrer Alfred Hempel
  • 29. Juni: ab Juni beteiligen sich Umweltbibliothek Großhennersdorf, Friedens- und Umweltgruppe Zittau, Redaktionskreis ‚Lausitzbotin‘, Arbeitskreis ‚Evangelium und Menschenrechte‘ Kittlitz u.a. am DDR-weiten Protest gegen die Niederschlagung der Demokratiebewegung in China. Am 29. Juni initiieren Pfarrer Lothar Alisch, Thomas Pilz und Thomas Hönel die China-Andacht mit ca. 50 Teilnehmern in der Zittauer Kirche St. Johannis. In diesem Rahmen wird eine Erklärung verlesen, der sich 25 Friedens-, Umwelt-, Frauen- und Gerechtigkeitsgruppen anschließen
  • 1./2. September: Umweltgruppe Zittau, AG Wehrdienstfragen, AG Pädagogik, Redaktionskreis LausitzbotIn u.a. organisieren anlässlich des Weltfriedenstags die Erste Zittauer Friedensnacht zum Thema „Neofaschismus in der DDR?“ in der Johanniskirche Zittau mit Beteiligung der Oppositionsgruppe Wolfspelz Dresden. Ein Ergebnis der Friedensnacht ist ein Vernetzungstreffen am 11. September im Zittauer Pfarrhaus mit der Friedens- und Umweltgruppe Zittau, der Umweltbibliothek Großhennersdorf, verschiedenen Gemeindemitgliedern und interessierten Bürgern.
  • 9./10. September: Gründung des Neuen Forum in Grünheide (Berlin) und Verfassen des Gründungsaufrufs „Aufbruch 89 – Neues Forum“. Zu den Erstunterzeichnern zählt Pfarrer Alfred Hempel aus Großschönau
  • 19. September: Anmeldung des Neuen Forum im Bezirk Dresden durch Thomas Pilz unter Einbeziehung von Pfarrer Alfred Hempel.
  • um den 20. September: Gründung der Initiativgruppe Neues Forum Oberlausitz. Von der ersten Stunde an zählen Pfarrer Alfred Hempel (Großschönau), Pfarrer Lothar Alisch (Zittau), Heidrun Alisch (Zittau), Peter Dierich (Zittau), Andreas Schönfelder (Großhennersdorf) und Thomas Pilz (Mittelherwigsdorf) dazu. Bis zum 19.10.1989 stoßen hinzu Ulrich Keller (Bautzen), Claus Gruhl (Bautzen), Dr. Silke Naumann (Görlitz), Johannes Werner (Zittau), Thomas Hönel (Zittau) und Andreas Derbogen (Zittau).
  • 21. September: Pfarrer Alfred Hempel, Thomas Pilz und Andreas Schönfelder informieren 350 Teilnehmer auf einem Fürbittgottesdienst in Großschönau erstmalig über das Neue Forum in der Oberlausitz, was dem MfS in Dresden und Berlin umgehend gemeldet wird
  • 22. September: 150 Gäste nehmen Teil am Offenen Umweltabend „Schöpfung in Not“ des Arbeitskreises ‚Evangelium und Menschenrechte‘ in der Kirche Kittlitz mit Unterstützung von Pfarrer Brand, Manfred Wiedemuth, Pfarrer Alexander Garth, Bernd und Roswitha Sauermann, Werner Rothe und Wolf Dietrich Drechsel. Thomas Pilz wirbt – unter Mitwirkung von Andreas Schönfelder – für das Neue Forum und verteilt erstmals das Gründungspapier „Aufbruch 89 – Neues Forum“
  • 25./26. September: Andreas Schönfelder entwickelt im Vorfeld eine Strategie für das weitere juristische Vorgehen bzgl. der Anmeldung des Neuen Forum und bespricht dieses mit Thomas Pilz. Ziel ist, an diesem Präzedenzfall öffentlich zu belegen, dass die DDR ein Unrechtsstaat ist, da die Regierenden nicht im Stande sind, ihre eigenen Verordnungen einzuhalten.
  • 26. September: Anhörung von Pfarrer Alfred Hempel und Thomas Pilz durch den zuständigen Abteilungsleiter des Inneren beim Rat des Bezirks Dresden Protze sowie letzterer zudem durch den stellv. Vorsitzenden des Rates des Kreises Zittau Abteilung Inneres bezüglich der Anmeldung des Neuen Forum, die auf Weisung Erich Mielkes verwehrt wird. Die Verhörten verfolgen die am Vortag besprochene Strategie, woraufhin Protze die Befragung von Thomas Pilz abbricht.
    (Fortsetzung siehe Umschlagseite hinten)
    Ab Ende September: mehrere Vorbereitungstreffen für den 19.10. in der Wohnung von Lothar und Heidrun Alisch, während seitens des Referats Kirchenfragen vom Rat des Kreises Zittau vehementer Druck auf die Pfarrer Lothar Alisch, Alfred Hempel und Wolfgang Müller ausgeübt wird
  • 1. Oktober: Erstes DDR-weites Vernetzungstreffen der Initiativgruppe Neues Forum zur strukturellen und programmatischen Ausrichtung, ausgedrückt im „Strukturpapier“ und dem „offenen Problemkatalog“, unter Teilnahme von Thomas Pilz
  • 3. Oktober: Andreas Schönfelder ist fortan Mitglied im DDR-weiten Leitungskreis um Bärbel Bohley in Berlin und erreicht eine enge Arbeitsbeziehung zwischen der Berliner und der Oberlausitzer Bewegung. Gleich zu Beginn bringt er hier seine Strategie zur Anmeldung des Neuen Forum ein, die Pfarrer Alfred Hempel und Thomas Pilz in der Anhörung am 26.09. erprobt hatten. Rechtsanwalt Gregor Gysi verfasst daraufhin eine Eingabe an das Innenministerium zur Nichtzulassung des Neuen Forum
  • 4. Oktober: Erneute Befragung von Thomas Pilz durch MfS Kreisdienststelle Zittau. Er erhält ein Ordnungsstrafverfahren aufgrund seiner Aktivitäten für das Neue Forum
  • 6. Oktober: Zittauer Kirchenvorstand unter dem Vorsitzenden Christoph Salinger unterstützt, in Rücksprache mit dem Landeskirchenamt Dresden, nach einer außerordentlichen Dienstberatung der Pfarrer des Kirchenkreises Zittau die Veranstaltung für den 19.10. in der Kirche St. Johannis. In der Görlitzer Frauenkirche nehmen – u.a. unter Beteiligung von Dr. Silke Naumann – etwa 800 Bürger am ersten Friedensgebet teil, eine Woche später sind es 1.200 Menschen und wieder eine Woche später 1.300
  • 9. Oktober: in Leipzig demonstrieren 70.000 Menschen friedlich. Das SED-Regime verzichtet erstmals auf die gewaltsame Auflösung der Demonstration.
  • 13. Oktober: Kreisdienststelle Zittau konstatiert, dass Pfarrer in den Kreisen Löbau und Görlitz in Gottesdiensten dazu aufrufen, die Veranstaltung in Zittau am 19.10. zu besuchen
  • 16. Oktober: Ulrich Keller und Claus Gruhl informieren erstmals auf einer öffentlichen Veranstaltung in Bautzen in der Maria-Martha-Kirche in zwei Veranstaltungen vor 2.600 Teilnehmern über das Neue Forum. Pfarrer Gotthilf Matzat lädt zur Podiumsdiskussion mit Pfarrer Alfred Hempel in die Eibauer Kirche ein, an der über 2.000 Interessierte teilnehmen, und auf der für den 19.10. in der Zittauer Kirche St. Johannis geworben wird
  • 17. Oktober: Ephoralrundschreiben des stellv. Superintendent Wolfgang Müller, in dem sich der Kirchenvorstand schützend vor die Veranstaltung am 19.10. stellt.
  • 18. Oktober: Erich Honecker erklärt seinen Rücktritt, gezwungen vom SED-Politbüro
  • 19. Oktober: Erste große Veranstaltung des Neuen Forum für die Oberlausitz in den drei Zittauer Kirchen – St. Johannis, St. Petri und Paul sowie der Kirche Mariä Himmelfahrt – mit 9.400 Menschen. Mit der Polizei wird im Vorfeld eine „Sicherheitpartnerschaft“ vereinbart. Das Neue Forum Oberlausitz öffnet sich über Kontaktadressen aus dem gesamten Bezirk Dresden für Interessierte, die sich über die Organisation in lokalen Arbeitsgruppen am Aufbau des Neuen Forum beteiligen
  • 24. Oktober: 70 Personen nehmen im Zittauer Lutherhaus am ersten Treffen einer Arbeitsgruppe des Neuen Forum unter Federführung von Pfarrer Lothar Alisch teil. Am Folgetag öffnen sich zwei weitere Arbeitsgruppen des Neuen Forum im Großhennersdorfer Katharinenhof unter Andreas Schönfelder und Frank Hännsgen sowie in der Großschönauer Kirche unter Pfarrer Alfred Hempel und Andreas Prescher. In den folgenden Tagen und Wochen finden sich in der Oberlausitz über die Kontaktadressen viele weitere Arbeitsgruppen zusammen.
  • 26. Oktober: Pfarrer Heiner Eggert lädt zu einer Informationsveranstaltung über das Neue Forum in der Bergkirche Oybin ein. Dr. Silke Naumann, OA Dr. Martin Stichel, Dr. Roland Görtchen, Dr. Albrecht Einbock, Gerhard Knuth und Stefan Waldau laden zur Gründungsveranstaltung des Neuen Forum Görlitz im evangelischen Altersheim Wichernhaus in Görlitz ein. Gemeinsam mit Thomas Pilz, Peter Dierich und Heidrun Alisch sprechen sie vor 700 Gästen über das Neue Forum.
  • 30. Oktober: In Sohland/Spree lädt die ev.-luth. Kirche ein, es folgen rund 1.000 Menschen. Thomas Pilz, Peter Dierich und Heidrun Alisch halten erneut ihre Reden vom 19.10.1989.
  • 8. November: das Ministerium des Inneren der DDR billigt das Neue Forum als legale politische Vereinigung
  • 9. November: Am Tag des Mauerfalls fand die zweite große Veranstaltung des Neuen Forum Oberlausitz in den drei Zittauer Kirchen statt, an der erneut etwa 10.000 Menschen teilnahmen und die anschließend in eine Kerzendemonstration zum Gebäude der Staatssicherheit und der SED-Kreisleitung mündete.
  • 10. Dezember: Redaktionskreis der Lausitzbotin/IP verteilt auf dem Zittauer Marktplatz die letzte Ausgabe der Oppositionszeitschrift ‚Informationspapier Nr. 3‘ mit den Redebeiträgen von Andreas Schönfelder, Peter Dierich, Heidrun Alisch und Thomas Pilz vom 19.10.1989

Förderer: Freistaat Sachsen / Förderprogramm „Revolution und Demokratie“

       

Herausgeber: Stadt Zittau, Umweltbibliothek Großhennersdorf e. V.
Beratung: Thomas Pilz
Layout, Satz, Druck: Winterdruck
Herrnhut, 2020

Titelbild: Festveranstaltung zum 30. Jubiläum des 19.10.1989 mit der Enthüllung des Denkmals „Stern der Freiheit“; Personen im Vordergrund v.l.n.r. Michael Herbig, Prof. Peter Dierich, Oberbürgermeister Thomas Zenker, Klaus Zimmermann, Andreas Schönfelder, Thomas Pilz © Rafael Sampedro

 

 
veröffentlicht am 18.05.2021 in der Kategorie Aktuell, Archiv Bürgerbewegung, Buchvorstellungen

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