EKOL - Einrichtung Kultureller Bildung im Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien

Publikation: Anastasia Surkov: „Flugblätter gegen Unmenschlichkeit: Die Sammlung Friedrich Uhlemann und die deutsche Nachkriegsgeschichte“ (2020)

Herausgegeben von der Umweltbibliothek Großhennersdorf e.V. //
1. Auflage, Neisse Verlag, Dresden 2020, 120 S. // 9,90 €
(erhältlich in der Umweltbibliothek, beim Verlag und über den Buchhandel)

Im Frühjahr 1951 fanden drei Schulfreunde im sächsischen Gröditz unweit des Truppenübungsplatzes Zeithain der sowjetischen Armee die ersten Flugblätter. Eng bedruckte Papiere in russischer oder deutscher Sprache, die, wie sie bald wussten, aus der Bundesrepublik mit Ballons in die DDR geflogen und dort abgeworfen wurden.

Absender waren Organisationen wie der Zentralverband politischer Emigranten aus der UdSSR, die Ostbüros der Parteien und die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit. Friedrich Uhlemann hat diese Flugblätter aufbewahrt, wohl wissend, in welche Gefahr er sich mit deren Besitz brachte. Dieses Buch erzählt die Geschichte einer einzigartigen Sammlung von Zeitdokumenten der deutschen Nachkriegsgeschichte zu einem weniger bekannten Kapitel des Kalten Krieges in den 1950er Jahren bis zum Mauerbau 1961.


Die Sammlung Uhlemann wird in der Umweltbibliothek Großhennersdorf aufbewahrt und kann dort eingesehen werden. Sie ist parallel online recherchierbar in der Archivdatenbank des „Arbeitskreises der Archive zu Widerstand und Opposition in Sachsen“.


Friedrich Uhlemann, geboren am 18. Januar 1940 in Gröditz

Diese Publikation ist Teil eines durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten geförderten umfangreichen Projektes der Digitalisierung und Übersetzung einer Sammlung von Flugblättern der DDR aus den frühen 1950er bis Mitte der 1960er Jahre. Hiermit war die die Osteuropa-Historikerin Anastasia Surkov betraut, die nun ihre Ergebnisse einer wissenschaftlichen Aufbereitung der Sammlung vorlegt. Der Band erläutert die historischen Umstände der Sammlung, stellt den Sammlungsgeber Friedrich Uhlemann (Dresden) vor und ordnet die Autoren und Inhalte der verschiedenen Flugblätter historisch ein. Er enthält Abbildungen ausgewählter Dokumente und Autographen und wird ergänzt durch ein Literaturverzeichnis zum Fachgegenstand.

Die Arbeit veranschaulicht komplexe historische Zusammenhänge um den Systemkonflikt und die propagandistischen Strategien in einer Frühphase des Kalten Krieges. Dieser wurde nicht zuletzt mit Hilfe zahlreicher Flugschriften, Bücher, Plakate, Aufkleber und Zeitungen ausgefochten, die von verschiedenen Organisationen in großer Anzahl über dem Gebiet der DDR abgeworfen bzw. ins Land geschleust wurden und damit als frühe Gegenöffentlichkeit das Informations- und Deutungsmonopol des kommunistischen Regimes herausforderten.


Die Autorin Anastasia Surkov hat Geschichte und Sozialwissenschaften in Bielefeld und Berlin studiert. Sie ist Doktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl Geschichte Osteuropas. Als Mitarbeiterin im Grünen Gedächtnis hat sie Nachlässe/Vorlässe (Rudolf Bahro, Hilde Schramm, Milan Horáãek) und andere Archivbestände erschlossen (u.a. Landesverband Hessen, Europafraktion Brüssel). In ihrem Dissertationsprojekt bearbeitet sie das Thema „Die Radikalisierung des Antisemitismus in Russland und der Sowjetunion während des Ersten Weltkrieges und der ersten Jahre der Zwischenkriegszeit.“


Der Herausgeber dankt der Stiftung Sächsische Gedenkstätten für die finanzielle Unterstützung im Rahmen einer Projektförderung.

   

 

 

 

Diese Maßnahme wurde finanziert durch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten aus Steuermitteln auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.